Die Story stammt aus dem Rock Power Jahrgang 1993

 

 

                        

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Besetzungskarusell rotiert: AXXIS haben einen neuen Bassisten! Unverzüglich informierte Sänger BERNHARD WEISS Rock Power Redaktuer DIRK ZUMPE über den neuen Mann - und noch einiges mehr.

 

 

Wer mit Bernhard Weiss ernsthaft Zoff haben möchte, der braucht ihm gegenüber bloß zu behaupten, die Qualität einer CD sei besser als die einer herkömmlichen Vinylscheibe: "CD's klingen sowas von tot, daß ich mit schöner Regelmäßigkeit selbst bei meinen Lieblingsplatten einschlafe! Auf diese komischen Silberscheiben bringst du Frequenzen, die einen Ton erst interessant machen, gar nicht drauf. Der einzige Vorteil, den eine CD hat, sind ihre hohen Bereiche. Deswegen klingen die Dinger auch so komisch clean. Eine Vinylplattensammlung wird mit dir alt, eine CD Sammlung dagegen bestenfalss langweilig!"

Die Schimpfkanonade des Axxis-Sängers hat einen aktuellen Hintergrund: Anläßlich der Präsentation der neusten Axxis-Scheibe 'The Big Thrill' spielte man ein paar der neuesten Songs im Presswerk ihrer Plattenfirma Electola in Köln vor geladenen Gästen und nahm die Show gleichzeitig direkt auf Vinyl auf. Bernhard: "Unser Auftritt wurde unmittelbar vom Mikro weg auf Matrize azfgenommen und gepresst; die Zuschauer konnten den Mitschnitt gleich nach dem Ende der Show als Live-LP direkt mit nach Hause nehmen. Dieser Mitschnitt war übrigens die letzte LP, die in diesem Presswerk hergestellt wurde und damit gleichzeitig die letzte LP, die überhaupt in Deutschland hergestellt wurde. Dadurch stehen wir neuerdings im Guinnessbuch der Rekorde!"

Rekorverdächtig ist nicht nur dieser offizelle Bootleg, sondern auch die allgemeine Reaktion, die Axxis laut Bernhard zur Zeit auf ihre neue, in New Jersey/USA aufgenommene und von Joey Balin produzierte Scheibe 'The Big Thrill' erhalten, die Anfang März  (auf CD...) veröffentlicht wurde.

Bernhard: "Die Reaktionen sind von allen Seiten tierisch, selbst aus den USA haben uns Faxe von Agenturen erreicht, die behaupten, mindestens fünf Songs aus unserem neuen Album wären potentielle Single-Hits und wir sollten unbedingt rüberkommen. Natürlich ist sowas immer mit Vorsicht zu genießen, aber insgesamt gehen die Daumen nach oben, 

wo immer wir auch hingehen. Fest steht jetzt schon, daß wir im kommenden Sommer bei verschiedenen großen Open-Airs in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland mit dabeisein werden."

Mit dabei sein wird dann auch der neue Mann in der Band, der ein altgedientes 

Mitglied ablöst: Markus Gfeller, einunddreißig Jahre alt, gebürtiger Schweizer, seit vier Jahren Wohnsitz in Darmstadt, wird Bassist Werner Kleinhans nach zehn Jahren Axxis am Bass ablösen. Wie kam es, daß Werner nach so langer Zeit bei den Dortmundern ausstieg?

"Zwischen uns und Werner gab es schon vor den Aufnahmen zu 'The Big Thrill' geschmackliche Differenzen", erzählte Bernhard. "Er war mit unerer musikalischen Richtung einfach nicht mehr zufrieden. Streit gab es deswegen nie, schließlich sind wir Freunde und anfangs glaubten wir auch, daß wir dieses Problem schon irgendwie wieder hinbügeln könnten. Als es dann irgendwann doch nicht mehr ging, einigten wir uns im gegenseitigen Einvernehmen darauf, uns in aller Freundschaft zu trennen.

Streß so Bernhard weiter, gebe es aber zwischen ihnen und Werner nicht. Im gegenteil, wahrscheinlich werde Werner  auch weiterhin mit Axxis in der einen oder anderen Form verbunden bleiben:

"Im Augenblick hat Werner zwar noch keine feste Aufgabe, aber irgendwie werden wir bestimmt weiter zusammenarbeiten, schließlich waren wir rund zehn Jahre zusammen. Im Moment ist es eine etwas blöde Situtation für beide Seiten, aber wir werden auch weiterhin an Werner festhalten. Momentan hat er sich allerdings erstmal zurückgezogen, um sich über die Situation klar zuwerden."

Bis dahin ist man bandintern damit beschäftigt, Markus einzuarbeiten. Aber trotzdem man sich noch nicht allzu lang kennt, ist die

gesamte Band von der neuen eidgenössischen Verstärkung hellauf begeistert: "Markus hat in der Schweiz

klassischen Kontrabass studiert,

kennt viele Schriftsteller, Maler, kommt überhaupt aus einer sehr künstlerisch angehauchten Szene. Er ist wie alle Basser ein sehr ruhiger Typ, dafür in allem, was er macht, ungeheuer perfektionistisch. ich beispielsweise mache dauernd tausend Sachen auf einmal, von denen dann im Endeffekt höchstens fünfhundert klappen; Markus dagegen macht nur sehr wenig Sachen, aber die funktionieren dafür  hundertprozentig."

Kann man schon sagen, wo musikalisch der Hauptunterschied zwischen Markus und Werner liegt? Bernhard wiegelt ab:

"Im Augenblick orientiert sich Markus noch hauptsächlich an den Sachen, die Werner auf Platte gemacht hat; aber wenn er sich bewährt, wird er auf jeden Fall bei der neuen Scheibe mit ins Songwriting integriert werden."

Bewähren muß sich Markus vor allem auf der bevorstehenden Axxis-Tour, der Bernhard wie immer ziemlich aufgeregt entgegensieht:

"Immerhin waren wir zwei Jahre weg vom Fenster und wissen gar nicht, ob uns die Leute überhaupt noch mögen! Deswegen bin ich unheimlich gespannt, wie 'The Big Thrill' laufen wird. Auf jeden Fall haben wir uns für die Scheibe den Arsch aufgerissen und ich hoffe, daß die Leute merken, welche Mühe wir uns gegeben haben. Aber selbst wenn die Scheibe gut läuft, werden wir nicht den Fehler machen und uns einbilden, wir seien die neuen überflieger. Stattdessen werden wir wieder kleine bis mittlere Hallen spielen, wo der Publikumskontakt noch da ist; schließlich müssen wir nach zwei Jahren Bühnenabstinenz erst einmal wieder warm werden. Sollte es dann gut laufen, können wir ja immer noch in größere Hallen gehen."

Eins ist dem zappeligen Sänger zufolge aber klar wie Kloßbrühe: live wird es - wie immer bei Axxis - höllisch abgehen. Oder, wie Bernhard es selbst formuliert:

"Ich würde sagen, daß die Leute ihre Erwartungen ruhig hochschrauben können - erfüllen werden wir sie allemal!"

Das ist ein Wort.